By |Categories: Neuigkeiten|Last Updated: 10. Juni 2025|

Ich bin Christian Bruns, 35 Jahre alt, und wenn ich heute auf meinen Weg zurückblicke, sehe ich eine Reise voller Wendungen, Herausforderungen und großer Geschenke. Eine Reise, die mich gelehrt hat, wie wertvoll Natur, Gemeinschaft und echte Begegnungen sind – und warum ich genau dafür heute mit Ackerpaten einen Ort geschaffen habe.

Ich bin auf einem Bauernhof in der Nähe von Hannover aufgewachsen. Schon als kleiner Junge war ich umgeben von Kühen, Feldern und der Gemeinschaft meiner Familie. Für mich war es ganz natürlich, früh mit anzupacken – nicht, weil ich musste, sondern weil ich es wollte. Arbeit auf dem Hof war keine Belastung, sondern Teil eines erfüllten Lebens. In der Natur zu sein, Tiere zu versorgen, die Rhythmen der Jahreszeiten zu erleben, das gab mir Bodenhaftung. Rückblickend war diese Kindheit ein riesiges Geschenk: Verantwortung, Zusammenhalt und eine tiefe Dankbarkeit für das, was uns die Erde schenkt, wurden zu tragenden Säulen meines Lebens.

Doch als ich acht Jahre alt war, veränderte sich alles. Mein Vater starb am 15. Dezember 1998 an einem Gehirntumor. Sein Tod hat unsere Familie erschüttert – und den Hof, der bis dahin das Zentrum unseres Lebens war, zum Stillstand gebracht. Die Landwirtschaft wurde aufgegeben, das Land verpachtet, der Hof lag brach. Und obwohl mein Vater alles geregelt hatte – ein Testament, eine klare Zukunftsvision – blieb vieles lange unberührt.

22 Jahre später, inmitten eines neuen Lebensabschnitts mit eigener Familie, trat ich schließlich das Erbe an. Ich erhielt den Hof offiziell von meiner Mutter überschrieben – nicht als ökonomische Entscheidung, sondern aus einer inneren Überzeugung heraus. Ich wusste: Dieses Land soll wieder Leben tragen. Nicht nur wirtschaftlich – sondern menschlich.

Und dieses Erbe ist kein kleines. Es ist ein Geschenk, aber auch eine Verantwortung: 30 Hektar Land, Gebäude, Geschichte. Ich habe mich bewusst entschieden, es nicht für maximalen Gewinn zu nutzen, sondern für das, was unsere Gesellschaft heute am meisten braucht: Verbindung, Erdung, Gemeinschaft.

Meine Brüder habe ich eingeladen, weiter hier zu leben – eine Einladung, die nicht selbstverständlich ist, denn rechtlich bin ich alleiniger Erbe. Und doch war mir klar: Der Hof soll ein Ort für uns alle sein. Ein Ort, den ich teile – mit meiner Familie, mit meinen Brüdern, und heute mit euch.

Nach meinem Abitur entschied ich mich für ein freiwilliges soziales Jahr in Afrika. Es zog mich nach Gambia – einem der ärmsten Länder der Welt. Dort arbeitete ich in einem landwirtschaftlichen Projekt, unter Bedingungen, wie ich sie bis dahin nicht kannte: keine Maschinen, kein fließendes Wasser, kein Strom. Alles war Handarbeit.

Afrika hat meine Welt auf den Kopf gestellt. Ich begegnete einer Herzlichkeit und Lebensfreude, die oft so viel stärker war als in unserer westlichen Welt, trotz materieller Armut. Gleichzeitig sah ich ungeschöntes Leid: Menschen, die von Tag zu Tag leben, Kinder, die arbeiten müssen, Familien, die nichts haben außer Hoffnung. Diese Erfahrung hat mich demütig gemacht – und sie hat meinen Glauben vertieft.

Doch nach wenigen Monaten musste ich schweren Herzens zurückkehren. Mein Körper machte nicht mehr mit, ich erkrankte ernsthaft, und es blieb mir keine Wahl. Die Rückkehr nach Deutschland war ein Schock. Ich fühlte mich zwischen den Welten. Auf der einen Seite die Fülle, der Wohlstand – auf der anderen Seite die Bilder von Menschen, die mit fast nichts glücklich waren. Ich wusste: Ich konnte nicht einfach weitermachen wie vorher.

Ich entschied mich, tiefer zu gehen und studierte Theologie an einer Bibelschule. Drei Jahre lang beschäftigte ich mich intensiv mit der Frage: Was bedeutet es, heute als Christ in dieser Welt zu leben? Wie können wir wirklich helfen, wirklich dienen, wirklich Veränderung bringen?

Meine Frau und ich hatten den Wunsch, dorthin zu gehen, wo die Not am größten ist. Wir ließen uns im Auslandseinsatz ausbilden, trainierten für Katastropheneinsätze, besuchten Flüchtlingscamps – unter anderem im Libanon. Wir wollten dahin, wo Krieg, Hunger und Leid das tägliche Leben bestimmen.

Aber manchmal ruft das Leben dich genau dahin zurück, wo du begonnen hast.

Während all dieser Jahre spürte ich, dass unsere Berufung nicht in fernen Ländern lag, sondern genau hier, in Deutschland. Auf unserem Hof. In unserer Gesellschaft. Bei den Menschen, die äußerlich vielleicht alles haben – aber innerlich oft den Kontakt zu sich selbst, zur Natur und zu echten Beziehungen verloren haben.

Als wir den Hof wieder übernahmen, versuchten wir zunächst, ihn klassisch biologisch weiterzuführen. Doch der Markt machte uns schnell klar: Ideale allein reichen nicht. Die Welt hatte sich verändert, und ich musste mich fragen: Wofür schlägt mein Herz wirklich? Was kann ich mit diesem Land, diesem Ort bewegen?

So entstand die Idee für Ackerpaten.

Ich wollte einen Ort schaffen, an dem Menschen wieder erleben, was wirklich zählt: Gemeinschaft, Natur, Bewegung, Sinn.

Einen Ort, an dem Teams nicht in Besprechungsräumen zusammensitzen, sondern gemeinsam draußen etwas aufbauen, gestalten, lachen, neue Perspektiven gewinnen.

Einen Ort, an dem nicht künstliche Teamübungen zählen, sondern echte Verbindung entsteht – durch gemeinsames Tun, durch Erde an den Händen, durch den Wind auf der Haut.

Ackerpaten ist für mich viel mehr als ein Unternehmen. Es ist meine Antwort auf die Frage, wie wir heute wieder mehr Menschlichkeit in unsere Arbeitswelt bringen können.

Hier geht es nicht nur um Naturschutz, Blühwiesen oder Bäume pflanzen.
Hier geht es darum, sich selbst zu begegnen, einander neu kennenzulernen, Vergebung zu erleben, Altes loszulassen und Neues zu bauen – miteinander und füreinander.

Ich glaube zutiefst daran:

Wenn wir wieder in Bewegung kommen – körperlich und innerlich –, lösen sich viele der Probleme, die in unseren Köpfen festsitzen.

Wenn wir einander in der Natur begegnen, fällt vieles ab, was uns im Alltag trennt: Rollen, Hierarchien, alte Konflikte.

Wenn wir gemeinsam etwas schaffen, entsteht echtes Vertrauen.

Heute erfüllt es mich, zu sehen, wie Teams hier auf dem Hof lachen, arbeiten, reden, sich verändern – ohne dass sie es vielleicht am Anfang bewusst planen.
Wie sie als andere Menschen nach Hause gehen: leichter, klarer, verbundener.

Ackerpaten ist mein Beitrag, die Welt ein kleines Stück heiler zu machen mit den Mitteln, die mir gegeben sind: einem Stück Land, einer tiefen Liebe zur Natur und dem Glauben daran, dass echte Begegnung alles verändern kann.

Ich lade euch ein:
Kommt raus aufs Feld. Raus aus der Routine. Raus aus dem Kopf.
Lasst uns gemeinsam säen, was unsere Zeit am meisten braucht: Vertrauen, Gemeinschaft und Hoffnung.